#BloggerPilgern im Mostviertel: Tag 1 an der Via Sacra

“Der Unterschied zwischen einem Touristen und einem Pilger ist folgender: Ein Tourist stellt Anforderungen. Der Pilger akzeptiert Überraschungen.” Christa Englinger, ihres Zeichens “Pilgerbegleiterin für Einsteiger“, strahlt. Wir sitzen in nahezu formaler Atmosphäre im Seminarraum des Hotel Hödrichsmühle in Hinterbrühl im Wienerwald und lauschen Christa und ihrer Kollegin Yvonne Simek von der Destination Mostviertel Tourismus mit wachsendem Interesse. Wortgewandt erklärt sie uns in wenigen Minuten die gewaltige Historie des Pilgerns, von den Anfängen des Christentums bis in die moderne Neuzeit. Das Ziel ist ambitioniert: In etwas weniger als vier Tagen wollen meine Reiseblogger-KollegInnen Hubert Mayer, Oliver Zwahlen, Tanja Klindworth, Monika Baum & ich den über 120 Kilometer entfernten Wallfahrts- und Pilgerort Mariazell erreichen. Zu Fuß. Entlang der Via Sacra, des “heiligen Pilgerweges” im niederösterreichischen Mostviertel. Unter dem kongenialen Hashtag #BloggerPilgern, welcher schon während der Reise live und in Echtzeit unsere Gefühle, Gedanken und Emotionen zur Pilgerschaft wiedergibt!

 

Am Anfang war … das Wort.

“Viel Läuterung”, schreibt mir meine liebe Freundin und Kollegin Charlotte einen Tag vor Beginn dieser Reise. Nun, so “ganz klar” war uns allen wohl nicht, was die erste Tagesetappe von gut 30 Kilometern bedeuten würde. Ja, wir würden gehen, dabei Landschaft, Gedanken und Erlebnisse rund um das Pilgern in uns aufnehmen, und dies doch sicherlich grundsätzlich ganz gut meistern? Sagt die innere, gewohnt positive und zuversichtliche Stimme in mir.

 

Am Ende war … schaffe ich das wirklich?!

Ja. Zwischen einem euphorischen “Ich will!” beim Verlassen der Hödrichsmühle um 08.00 Uhr morgens und einem ebenso ehrlich ausgestoßenen “Ich will nicht mehr!” liegen keine Welten, sondern eben genau diese ersten 30 Kilometer – und 10 lange Stunden des Pilgerns. Liebe Leser, was für eine Reise … ! Bei allen Blasen an den Füßen und schreienden Gliedmaßen gegen Ende des Tages möchte ich Euch dennoch – oder genau deswegen sagen: Macht es! Traut (es) Euch (zu)! Nehmt die Überraschung an!

 

Pilgern ist Wahnsinn. Nach außen wie nach innen hin, einfach gewaltig.

Pilgern ist großartig für die Seele. Neben dem rein sportlichen Aspekt des Wanderns in der zauberhaften Landschaft des Mostviertler Alpenvorlandes (nein, liebe Tanja, hier handelt es sich definitiv noch nicht um Berge 😉 ) kommen beim Pilgern zahlreiche weitere Dimensionen hinzu. Da wäre die Gemeinschaft: Was wären wir ohne unseren Pilgerführer Ernst, der nicht nur weiß wo’s langgeht sondern uns auch stets mit seinen Geschichten rund um die Pilgerstätten entlang des Weges unterhält? Einzig als wir ihn nach rund 20 Kilometer Wegstrecke Bestätigung heischend fragen, ob es “eh nicht mehr weit sei, und eh nicht mehr sooo sehr bergauf & bergab gehe”, verkommt seine Stimme mehr und mehr zu einem Nuscheln: Ernst ist einfach zu höflich, um zuzugeben dass wir zwischen dem berühmten Stift Heiligenkreuz sowie unserem ersten Etappenziel Kleinmariazell echt noch ein wenig durchhalten müssen.! Uff. Was mich gleich zur nächsten Dimension führt: Innere Einkehr sowie Gedanken zum Durchhaltevermögen. Wir gehen ja wirklich “leicht”, nur mit einem Tagesrucksack bepackt, quasi als “Sonntagsfahrer des Pilgerns” – und müssen unsere Gedanken dennoch erst so richtig leeren. Vormittags noch unterhalte ich mich angeregt mit Monika über “Gott und die Welt”, in völliger körperlicher, seelischer und geistiger Harmonie, nur um am späten Nachmittag außer Galgenhumor nicht mehr viel zuwege zu bringen. Auch dieser kann hilfreich sein, so lernen wir – und lachen mitunter Tränen ob unserer Albernheiten. Es hilft ja alles nichts, wir müssen weiter auf unserem Weg! Der Weg ist das Ziel, dieser Weg den schon so viele Pilger vor uns gegangen sind. Was sie alle wohl gefühlt haben? Welche Geschichten sie mit sich getragen haben? Pilgern als spirituelle Erfahrung mit Nähe zum großen Ganzen, das die einen Gott und die anderen Energie nennen. Das Leben, so nenne ich es heute, fühlt sich intensiv an, schön, und ich spüre Dankbarkeit und Glück, hier umgeben vom Grün des Sommerwaldes unterwegs sein zu dürfen.

 

Ganz am Ende unseres ersten Pilgertages steht … Eine glückliche Leere.

Endlich wird es ruhiger um uns, die Kraftplätze auf dem letzten Streckenabschnitt geben uns den Rest. Erschöpft, aber überglücklich kommen wir nach 32 Wegkilometern am ersten Pilgertag in Kleinmariazell an. Hier erwartet uns bereits der Via Sacra-Gastgeber, das Hotel Restaurant Kirchenwirt. Endlich umziehen. Raus aus den Schuhen. Duschen. Essen. Müde sein. Glück spüren. Die Abwesenheit von Gedanken: Leer, mein Kopf ist so schön leer von diesem gewaltigen Marsch über Stock und Stein. Herrlich ist das. Ja, liebe Charlotte, ich fühle mich schon am ersten Tag geläutert: Wenn der Körper singt und der Geist dazu endlich mal still ist, hat die Seele Grund zum Lächeln!

Mal sehen, wie es weiter geht auf unserer großartigen Pilgerschaft – #BloggerPilgern. 😀

 

Hinweis: Wir wurden von der Destination Mostviertel Tourismus eingeladen, entlang der Via Sacra nach Mariazell zu pilgern. Alle Meinungen sind meine eigenen.

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