Reise in die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz!

„In Chemnitz wird gearbeitet, in Leipzig wird gehandelt und in Dresden wird gefeiert.“

Die Worte meiner Stadtführerin Manuela Vogelsang über „das historische Städte-Dreieck“ Chemnitz, Leipzig und Dresden klingen in meinen Ohren nach. Sie eröffnet mir Kraft ihres gesammelten Wissens eine überaus spannende Perspektive auf die Stadt Chemnitz, in der ich im Gegensatz zu Leipzig oder gar Dresden tatsächlich noch nie war.

„Chemnitz, was willst Du denn in Chemnitz?“, werde ich im Vorfeld meiner Reise mehr als einmal gefragt. Viele wissen gar nicht, wo die Stadt im ehemaligen Ostdeutschland denn eigentlich liegt. Sehr schade!

Denn Chemnitz ist mehr als nur einen Blick, und definitiv mehr als nur eine Reise wert. Im Jahr 2025 ist Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt und total in Bewegung! Was ich in nur drei Tagen erlebt und gesehen habe, hat mich nachhaltig beeindruckt. So sehr, dass ich plane, im kommenden Jahr mit meinen internationalen Kulturtourismus-StudentInnen zurückzukehren. Was Chemnitz im Rahmen der Kulturhauptstadt schafft, ist nichts Geringeres als ein schillernder Wandel einer vormaligen Industriestadt hin zu einem „europäischen Manchester“, einem klassischen „Tale of Transformation“ (wie die Ausstellung im städtischen Industriemuseum bezeichnenderweise lautet), einer Wandlung hin zu Farbe, Facettenreichtum und kultureller Vielfalt. Ich liebe es.

Um Chemnitz und die Geschichte der Region noch besser zu verstehen, bestelle ich mir gleich zwei Literatur-Klassiker der Region: „Die Kinder von Hoy“ der ostdeutschen Schriftstellerin und Filmemacherin Grit Lemke, sowie „Adieu, Ostdeutschland“ von Jacob Mikanowski. Prädikat: Lesenswert! Wie so oft ist es gerade in Chemnitz wichtig, die jüngere Geschichte von Stadt und Land im Blick zu haben, um das aktuelle Geschehen besser verstehen und einordnen zu können.

Hallo, Chemnitz! Kunst (ein überlebensgroßer, bunter Rasierer im Vordergrund) prallt hier auf Historie: Bis zur Wende, von 1953 bis 1990, hier Chemnitz nämlich Karl-Marx-Stadt!

Hallo, Chemnitz! Kunst (hier eine überlebensgroße, bunte Statue eines Rasierers) prallt auf Historie: Bis zur Wende, von 1953 bis 1990, hieß Chemnitz Karl-Marx-Stadt!

 

An- und Abreise in die Kulturhauptstadt: Am besten öffentlich nach und in Chemnitz unterwegs.

Wer mir schon länger folgt weiß, wie gerne ich mit dem Zug bzw. ganz allgemein mit öffentlichen Verkehrsmitteln reise. So ist auch die An- und Abreise nach Chemnitz gut zu bewältigen: Regionalzüge führen regelmäßig in das gut eine Stunde entfernte Dresden (oder südlich nach Hof und Nürnberg); von Dresden aus fährt günstig und bequem der Flixbus in alle nur erdenklichen (nationalen wie internationalen) Himmelsrichtungen.

Vor Ort kaufe ich ein 3-Tages-Kulturhauptstadt-Ticket, um den öffentlichen Verkehr einheitlich zu nutzen. Um später weiter nach Seiffen ins Erzgebirge zu gelangen, genügt ein Sachsen-Ticket für den Regionalverkehr.

Neben Bus und Straßenbahn ist Chemnitz auch sehr gut fußläufig zu erkunden, wie ich finde.

Ankunft am Bahnhof von Chemnitz: Wer möchte, kann sich hier gleich mal mit sämtlichen Informationen zur Kulturhauptstadt eindecken.

Ankunft am Bahnhof von Chemnitz: Wer möchte, kann sich hier gleich mal mit sämtlichen Informationen zur Kulturhauptstadt eindecken.

 

Zur Begrüßung: Chemnitz grüßt von allen Seiten!

Zur Begrüßung: Die Kulturhauptstadt Chemnitz empfängt mich wirklich von allen Seiten!

 

Hoteltipp + Stadtführung Chemnitz.

Mein Hotel Biendo liegt direkt an der sogenannten Straße der Nationen. Viele Straßenzüge sind für meine Augen ungewöhnlich weit, wofür Stadtführerin Manuela Vogelsang eine Erklärung parat hat: „Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden rund 80% der Stadtflächen vollständig zerstört; weite Straßenzüge ermöglichten Aufmärsche und Panzer bis in das Stadtinnere.“

Das ist zum Glück vorbei; wer heute in Chemnitz aufmarschiert sind bloß Passanten und … Pinguine! Zwar keine echten, aber „die Stadt Chemnitz ähnelt in ihrer Form der Antarktis, weswegen diese Pinguine hier nun stehen“, lacht Manuela.

Bisschen random, oder?! Ich finde es witzig.

Pinguine in Chemnitz: Ein echter Hingucker am Übergang Innere Klosterstraße - Theaterstraße Chemnitz.

Pinguine in Chemnitz: Weil Chemnitz und die Antarktis … aber lassen wir das. Auf alle Fälle ein echter Hingucker am Übergang Innere Klosterstraße – Theaterstraße Chemnitz.

 

Stadtführerin Manuela Vogelsang in Aktion: Wirklich wichtig, sich hier erst mal Geschichte mit Geschichten erklären zu lassen.

Stadtführerin Manuela Vogelsang in Aktion: Wirklich wichtig, sich hier erst mal Geschichte mit Geschichten erklären zu lassen, um zu verstehen, wie es „zu Chemnitz kam“.

 

"C The Unseen": Das Motto der Kulturhauptstadt ganz prominent in der Innenstadt gehalten.

„C The Unseen“: Das Motto der Kulturhauptstadt ganz prominent in der Innenstadt gehalten.

 

Noch ein Tipp: Der Besuch der Hartmannfabrik als Besuchs- und Informationszentrum für Chemnitz 2025 in der Fabrikstraße.

Noch ein Tipp für alle Neuankömmlinge im Kulturhauptstadtjahr: Der Besuch der Hartmannfabrik als Besuchs- und Informationszentrum für Chemnitz 2025 in der Fabrikstraße.

 

Industriemuseum „Tales of Transformation“ + Kunstsammlungen am Theater.

Chemnitz liegt mitten in Europa! Schon vor 200 Jahren rief der Aufschwung der Textilindustrie viele Menschen auf den Plan, sich hier anzusiedeln. Es folgten gewaltige Industriebauten für die Maschinen- und Automobilindustrie: Das heutige Industriemuseum befindet sich bezeichnenderweise in einer ehemaligen Gießereihalle einer Werkzeugmaschinenfabrik.

Die Ausstellung „Tales of Transformation“, die den Weg auch anderer, prominenter europäischer Industriestädte wie Manchester oder Lodz nachzeichnet, ist absolut sehenswert.

Gesehen im Industriemuseum Chemnitz: Die Form der berühmten Spülmittelflasche Fit ist an den mittelalterlichen Stadtturm von Chemnitz angelehnt!

Gesehen im Industriemuseum Chemnitz: Die Form der berühmten Spülmittelflasche Fit ist an den mittelalterlichen Stadtturm von Chemnitz angelehnt!

 

Über Aufstieg und Fall (und Wiederauferstehung einer Stadt) berichtet das Industriemuseum auf überaus interessante Weise.

Über Aufstieg und Fall (und Wiederauferstehung einer Stadt) berichtet das Industriemuseum auf überaus interessante Weise. Wusstet Ihr, dass Chemnitz Anfang des 20. Jahrhundert die reichste Stadt Deutschlands war?!

 

Weiter drinnen in der Stadt lohnt sich ein Besuch der Kunstsammlungen am Theater im Jahr der Kulturhauptstadt gleich doppelt. Hier nämlich treten die emotions- und symbolgeladenen Bilder des berühmten Malers Edvard Munch in einen modernen Dialog mit den Werken zeitgenössischer KünstlerInnen. Erstmals gibt es auch Leihgaben seiner Werke zu sehen, die direkt in Chemnitz entstanden sind. Das weltbekannte Bild „Der Schrei“ ist zwar nicht direkt zu sehen, wohl aber in einer faszinierenden Interpretation des Künstlers Andy Warhol.

Die Kunstsammlungen am Theater, mitten in der Altstadt von Chemnitz ...

Die Kunstsammlungen am Theater, mitten in der Altstadt von Chemnitz …

 

... beherbergen sehenswerte Ausstellungen und lohnen die Auseinandersetzung, wie etwa hier mit dem Bildnis "The Scream (After Munch)" von Andy Warhol.

… beherbergen sehenswerte Ausstellungen und lohnen die Auseinandersetzung, wie etwa hier mit dem Bildnis „The Scream (After Munch)“ von Andy Warhol.

 

Veranstaltungen im Rahmen der Kulturhauptstadt Chemnitz: ibug + Hallenkunst.

Total spannend empfinde ich den Besuch des sogenannten ibug Festivals für moderne Kunst. Das Festival verbindet Urban Art und Industriekultur mit lokalem Raum – und davon gibt es gerade in Chemnitz (noch) reichlich. 2025, im Jahr der Kulturhauptstadt, ist es in seiner 20. Ausgabe zu einer festen Größe in der sächsischen Kunst- und Kulturlandschaft herangewachsen.

Weil das Festival im aufgelassenen Stadtpark-Krankenhaus stattfindet, treffe ich auf ein Publikum aus allen Alters- und vermutlich auch Sozialschichten: „Hier, in diesem Raum, hat meine Mama mit mir gewartet“, höre ich von älteren Besuchern, die sich vom wummernden Techno-Beat des DJs nebenan nicht aus der Ruhe bringen lassen. Junge Leute, Familien, Seniorengruppen – sie alle sind gekommen, die Gebäuderuine der ehemaligen Auto Union sowie des späteren Krankenhauses als Austragungsort für urbane Kunst zu bestaunen. Seht Euch das mal an.

Schon zu Beginn bin ich beeindruckt: Die Warteschlange beim Einlass in das Festivalgelände ist die eines großen Rock-Konzertes; auch oder gerade die Senioren neben mir scheint dies nicht aus der Ruhe zu bringen.

Schon zu Beginn bin ich beeindruckt: Die Warteschlange beim Einlass in das Festivalgelände ist die eines großen Rock-Konzertes; auch oder gerade die Senioren neben mir warten geduldig.

 

Finde ich auch: "Keine Kunst ist illegal"!

Finde ich auch, liebe ibug: „Keine Kunst ist illegal“!

 

Das Areal wurde für den Besuch zur "begehbaren Ruine" aufgerüstet ...

Das Areal wurde für den Besuch zur „begehbaren Ruine“ aufgerüstet.

 

Gespräche mit KünstlerInnen des ibug Festivals finden auf vielen Ebenen statt.

Gespräche mit KünstlerInnen des ibug Festivals finden auf vielen Ebenen statt.

 

Das hätte auch meinen Kindern gut gefallen: Ein großes Nashorn mitten in einem ehemaligen Wartezimmer!

Das hätte auch meinen Kindern gut gefallen: Ein großes Nashorn mitten in einem ehemaligen Krankenhaussaal!

 

Eine weitere Veranstaltung, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Hallenkunst Chemnitz direkt an der Markthalle in der Innenstadt. Beim Eröffnungswochenende offenbart sich mir Street Art und Graffiti aus aller Welt, angefangen beim New York der 70er Jahre bis heute. Darüber hinaus könnt Ihr hier zeitgenössische Kunstwerke von Artists-in-Residence sehen.

Hallenkunst in Chemnitz: Beim Eröffnungswochenende ist was los!

Hallenkunst in Chemnitz: Beim Eröffnungswochenende ist was los!

 

Coole Vibes verströmen DJ und Lounge Area gleich neben den Ausstellungsräumen.

Coole Vibes verströmen DJ und Lounge Area gleich neben den Ausstellungsräumen.

 

#3000Garagen oder: Die In-Wert-Setzung eines echten, ostdeutschen Kulturgutes in Chemnitz.

Garagen? Als Orte der Begegnung?! Der Widerspruch in meinem Kopf löst sich in Chemnitz auf interessante Weise, gelten Garagen hierzulande doch als Symbol für Erfindergeist und gelebte Nachbarschaft. Bei meinem Besuch der Kulturhauptstadt begebe ich mich auf den sogenannten #3000GaragenParcours , der besonders interessante Garagen wie den Garagenhof Theaterstraße, die Hochgarage mit ihrem Museum für sächsische Fahrzeuge oder den Garagen Campus hervorhebt.

So etwas gibt es da, wo ich herkomme, überhaupt nicht. Fasziniert spaziere ich auf der „Garagen-Route“ durch Chemnitz!

Blick auf ostdeutsches Kulturgut: Am Garagenhof Theaterstraße habe ich Glück und erwische eine öffentliche Führung durch die Garagen.

Blick auf ein ostdeutsches Kulturgut: Am Garagenhof Theaterstraße habe ich Glück und erwische eine öffentliche Führung durch die Garagen.

 

Gleich daneben sind die Garagen am Kulturhaus Arthur: Wenngleich nicht immer geöffnet, kann man sich über die lustigen Lautsprecher näher informieren.

Gleich daneben sind die Garagen am Kulturhaus Arthur: Wenngleich nicht immer geöffnet (die meisten der Chemnitzer Garagen sind in Privatbesitz), kann man sich über die markanten gelben Lautsprecher näher informieren.

 

Auf Eurem Weg zum Industriemuseum Chemnitz kommt Ihr an der Hochgarage Chemnitz vorbei.

Auf Eurem Weg zum Industriemuseum Chemnitz kommt Ihr an der Hochgarage Chemnitz vorbei.

 

Die Kunst des Autos bzw. der Mobilität in all seiner Form und historischen Facetten wird hier interessant dargestellt.

Die Kunst des Autos bzw. die Entwicklung der motorisierten Mobilität in all seiner Form wird hier interessant dargestellt.

 

Am Garagen Campus schließlich könnt Ihr Euch die Ausstellung #3000Garagen ansehen sowie passend dazu

Am Garagen Campus schließlich könnt Ihr Euch die Ausstellung #3000Garagen ansehen, um noch mehr über den Kult der Garagen in Chemnitz sowie allgemein in Ostdeutschland zu erfahren.

 

#Genussreisetipps aus Chemnitz: Gut einkehren in der Innenstadt.

Gut speisen könnt Ihr in Chemnitz allemal. Ich habe mir sowohl im „Alex“ als auch bei „Hans im Glück“ mitten in der Innenstadt den Bauch vollgeschlagen!

Richtig gut gespeist habe ich zudem im wunderschönen Ambiente des Restaurant Janssen in der Schloßstraße, das direkt am gleichnamigen Fluss Chemnitz liegt.

Mahlzeit im Janssen: Eigene sächsische Gerichte stehen im vormaligen Industriebau der Strumpfwirkerei Janssen aus dem Jahr 1894 auf der Speisekarte.

Mahlzeit im Janssen: Eigene sächsische Gerichte stehen im vormaligen Industriebau der Strumpfwirkerei Janssen aus dem Jahr 1894 auf der Speisekarte.

 

Das Alex als Genuss-Partner der Kulturhauptstadt liegt direkt am Jakobikirchplatz von Chemnitz: Zentraler geht's nicht!

Das „Alex“ als Genuss-Partner der Kulturhauptstadt liegt direkt am Jakobikirchplatz von Chemnitz: Zentraler geht’s nicht! Guter Stop für Foodies mit wirklich guter Aussicht!

 

Als Tipp für die Weiterreise: Seiffen und das Erzgebirge als UNESCO Welterbe in nächster Nähe.

Unmittelbar nach dem Besuch von Chemnitz bin ich noch weiter in das umliegende Erzgebirge und hier vor allem in das berühmte Spielzeugdorf Seiffen gereist. Der Anlass? Als ob die Kreativität der einzigartigen Holzspielzeugmacher vor Ort nicht schon genügte, bot sich mir im Rahmen des Europäischen Spielzeugmacherfestivals ein wirklich einzigartiges Besucher-Highlight. Gerne könnt Ihr meinen Beitrag über Seiffen und das Festival hier nachlesen.

Über diesen Foto-Link findet Ihr noch mehr attraktive Reisebilder aus der Kulturhauptstadt und meiner Reise in das Erzgebirge nahe der Grenze zu Tschechien.

 

Hinweis: Ich wurde von der DZT Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. sowie dem örtlichen Tourismusverband in die Kulturhauptstadt Chemnitz eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.

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